be-Werbungs-Brief

Der be-Werbungs-Brief wird auch be-Werbungs-Schreiben, Motivationsschreiben oder Anschreiben genannt.

Die Idee des be-Werbungs-Briefes

Mit dem be-Werbungs-Brief eröffnen Sie das «Gespräch» mit dem möglichen neuen Arbeitgeber. «Gespräch» will auch heissen, eine frische, natürliche, floskelfreie Sprache zu «sprechen». Darüber finden Sie mehr im Ratgeber «Das Laufbahnbuch». Sie haben die Chance, eine Beziehung herzustellen und für sich Werbung zu machen.

Der be-Werbungs-Brief ist also ein Werbebrief. Er soll Leser in eine positive Stimmung versetzen für die Inhalte des Lebenslaufes und für die Beilagen. Er soll auf die Zukunft gerichtet sein und nicht rückwärts Negatives beleuchten oder Rechtfertigungen enthalten. Frisch, anregend, freundlich, kurz und leicht verständlich soll er sein. Und nochmals: Floskelfrei! Eine Seite reicht.

Die Dreiteilung: SIE – ICH – WIR

Die Briefe der be-Werbungs-Muster haben eine Struktur, die aus drei Teilen besteht. Im ersten Teil gehen sie auf den Empfänger (SIE) ein, im zweiten Teil auf den Absender (ICH) und im dritten Teil auf die nächsten gemeinsamen Schritte (WIR). Es geht darum, eine interessante Verbindung herzustellen.

  • SIE: Erwähnen Sie attraktive Aspekte des Unternehmens, im Inserat genannte zentrale und motivierende Aufgabendetails, Anforderungen, (gesicherte) Schlussfolgerungen, auch zusätzlich recherchierte aus dem Internet usw. Sie können damit zeigen, dass Sie die Anzeige und die angebotene Aufgabe verstanden haben. Man wird die Auseinandersetzung spüren, Interesse, Kompetenz und Ernsthaftigkeit ableiten.
  • ICH: Aus der SIE-Eröffnung leitet ein Link zum ICH-Teil: Ihr Motiv für die be-Werbung soll sichtbar werden. Man kann jetzt über sich selber reden: Verbinden Sie zwei, drei (Kern-) Anforderungen mit eigenen wichtigen Ressourcen aus dem Kernprofil. Nicht zuviel aufführen, weil ja alles Wesentliche im Lebenslauf steht. Das heisst, Sie liefern Argumente, damit man neugierig auf Sie wird.
  • WIR: Drücken Sie hier Ihr Interesse und den Wunsch aus, Firma, Produkte, Dienstleistungen, Menschen im persönlichen Gespräch näher kennenzulernen.

Last, but not least: No bad news! Schreiben Sie nicht über vergangene oder aktuelle Enttäuschungen, Kränkungen, über die schlechte Konjunkturlage oder entschuldigend über Ihr fortgeschrittenes Alter. Schreiben Sie eher über Ihre Pläne, Ziele und Wünsche – also über die Zukunft.

Beachten Sie die Briefbeispiele der be-Werbungs-Muster.

Die Zukunftsorientierung

Beim Schlagwort «Zukunftsorientierung» geht es um eine Grundhaltung. Wer sich freiwillig nach vorne hin zu etwas Neuem orientiert, tut das wohl meist von Haus aus mit einer gesunden Zukunftsorientierung. Wer aber eine Stelle verliert, wird nicht so rasch nach vorne schauen können. In diesem Fall gibt es wahrscheinlich einige negative Gedanken und Gefühle zu sortieren, um sich einer neuen Perspektive öffnen zu können. Wenn möglich soll man sich erst be-Werben, wenn der Stellenverlust emotional einigermassen verdaut und der Kopf frei für Neues ist. Die neu gewonnene Zukunftsorientierung wird in unterschiedlichen Stadien und Aufgaben wichtig sein.

Im Ratgeber «Das Laufbahnbuch» finden Sie detaillierte Ausführungen und Beispiele zu den Stichworten:

  • Zukunftsorientierung am Beispiel einer Entlassung
  • Zukunftsorientierung in der telefonischen Vorabklärung
  • Zukunftsorientierung im be-Werbungs-Brief
  • Zukunftsorientierung in Modulen des Lebenslaufs

be-Werbungs-Brief auf Inserat

  • Briefinhalte bei konventionellen und E-Mail-be-Werbungen unterscheiden sich nicht. Allenfalls soll der E-Mail-Brief noch kürzer, aber inhaltlich genauso aussagekräftig und zudem fehlerfrei sein.
  • Schreiben Sie bald. Eine rasch verschickte be-Werbung signalisiert echtes Interesse.
  • Eine Seite reicht in der Regel.
  • Briefe auf Inserate enthalten immer den Quellenhinweis als Überschrift: Anzeigentitel, Zeitung, Publikationsdatum, Internet/Plattform.
  • Denken Sie an die Dreiteilung SIE – ICH – WIR.

Siehe be-Werbungs-Muster.

be-Werbungs-Brief für Spontan-be-Werbung

  • Es gilt Ähnliches wie beim Brief auf Inserate.
  • Die Empfänger interessieren sich dafür, warum Sie gerade diese Firma, diese Institution anfragen.
  • Man soll nachvollziehen können, was Sie anstreben: Ihre aktuellen Tätigkeitswünsche, Zielsetzungen und Entwicklungsziele sollen (allenfalls erst detailliert im Lebenslauf) rasch ersichtlich werden.
  • Behalten Sie die Initiative, indem Sie ankündigen, dass Sie innerhalb einer bestimmten Zeitspanne anrufen werden, um Ihre Chancen zu klären – in der Regel drei bis fünf Tage.

Siehe be-Werbungs-Muster.

Künftige Bedeutung umstritten

Da die Automatisierung auch in Rekrutierungsprozessen fortschreitet, verlieren be-Werbungs-Briefe tendenziell an Bedeutung. Dies sagen zumindest einige Rekrutierungsexperten wie Michel Ganouchi, Inhaber recruma gmbh, Wattwil (Statement datiert vom Juni 2018):

«Die Bedeutung des Motivationsschreibens nimmt aufgrund von zunehmender Digitalisierung im Recruiting ab. Arbeitgeber achten zunehmend auf Kompetenzen, die es im Dossier abzubilden gilt. Erklärungen im Motivationsschreiben sind aufwändiger in der Sichtung. Wenn man weiss, wie viel Zeit im Durchschnitt ein Recruiter für das Sichten eines Dossiers benötigt, ist es oft vergebene Liebesmüh. Allerdings driften hier die Ausgangslagen von Unternehmen stark auseinander. Bei global tätigen Unternehmen mit sehr vielen Bewerbungen ist es weniger wichtig als bei lokal agierenden KMU, die sich nach wie vor oft auch auf ein Motivationsschreiben beziehen. Das Motivationsschreiben kann schon eine wichtige Entscheidungsgrundlage darstellen, v.a. bei ähnlich qualifizierten Bewerbungen. So kann man auffallen, begründen und Hintergrundinformationen zur Bewerbung mitteilen, die ansonsten nicht platziert werden können.»

Gute Briefe zu schreiben, lernt man nicht, indem man immer denselben Text verwendet.

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Umsetzung